Archiv der Kategorie ‘Wetterkunde‘

Weitere Wetterrekorde in Deutschland

Dienstag, den 9. November 2010

Nach den Windrekorden nun zur Sonne. Deutschlands sonnigster Ort liegt an der Ostsee: Kap Arkona auf Rügen. Im Juli 1994 schien dort die Sonne 403 Stunden, also durchschnittlich 13 Stunden pro Tag. Das hat davor (und danach) kein anderer Ort in Deutschland geschafft. Für einen sonnenreichen Urlaub in Deutschland empfiehlt sich also die Ostsee. Vor allem braucht man dort nicht mit Schnee zu rechnen, wie am 2.6.1962 in Kempten (4 cm) und Oberstdorf (6 cm). Auch beim Nebel kann die Ostsee nicht mithalten. Diesen Rekord hält Neuhaus/Rennweg im Thüringer Wald, wo vom 7.5.1996 bis zum 17.5.1996 ununterbrochen Nebel herrschte – 242 Stunden nonstop. Die meisten Nebeltage pro Jahr meldet der Brocken (Harz, 1142 m über NN): 330 Nebeltage im Jahr 1958. Dann doch lieber 40,2 °C in Freiburg und Karlsruhe am 13.8.2003. 2003 war – über ganz Deutschland gemittelt – mit 19,7 °C auch der wärmste Sommer in Deutschland – bisher. Alle Angaben stammen vom Deutschen Wetterdienst DWD.

Windrekord in Deutschland

Donnerstag, den 4. November 2010

In diesen Tagen rauschen wieder Orkantiefs über die Nordsee. Daher möchte ich einmal fragen, was eigentlich die höchste jemals in Deutschland registrierte Windgeschwindigkeit ist. Das weiß der Deutsche Wetterdienst. Am 3.12.1999 wurde auf Sylt in einer Böe 51 m/s (= 184 km/h) gemessen. Das sind fast 100 Knoten Wind, ab 63 kn herrscht Windstärke 12 Beaufort.

Eine Kleinigkeit wird bei solchen Zahlen leicht übersehen. Um von der Windgeschwindigkeit auf die Windstärke schließen zu können, muss die Messung in genau 10 m Höhe durchgeführt und über 10 Minuten gemittelt werden. Viele Segler blicken in einer Böe auf ihren Windmesser, beachten in dem Moment aber nicht, dass der Mast zumeist höher als 10 m ist, dass sich der Mast (manchmal sehr heftig) bewegt und selbst auf dem Masttopp starke Verwirbelungen durch die Segel auftreten. Regattayachten setzen daher Anemometer (Windmesser) ein, die auf einer extra hohen, nach vorne geschwungen Stange befestigt sind. Das reduziert zwar die Verwirbelungen, auch die Eigenbewegung des Schiffes lässt sich mit Drücken der Taste „True“ ausschließen, aber der Mast ist natürlich höher als 10 m.

Windmessungen auf Bergen sind für Wassersportler uninteressant – natürlich weht der Höhenwind stärker. Dennoch hätte man am 12.6.1985 auf der Zugspitze besser keine Bergwanderung gemacht. 335 km/h wurden dort gemessen.

Gewitter auf See

Donnerstag, den 6. März 2008

Blitzschlag, Böen bis Orkanstärke, plötzlich drehender Wind, Starkregen, der jede Sicht raubt – Gewitter können einem Boot sehr gefährlich werden. Lesen Sie hier, wie Gewitter entstehen, wann und wo mit Gewittern zu rechnen ist und wie Sie sich bei einem Gewitter am besten verhalten.

Gewitterbildung

Ein Gewitter entsteht, wenn in der Atmosphäre warme Luft extrem schnell aufsteigt. Dabei können Geschwindigkeiten von 100 km/h erreicht werden, d. h. die warme Luft schießt förmlich nach oben, sie wird mehrere Kilometer hochgerissen und formt dabei die typischen hohen, dunklen Gewitterwolken („Cumulonimbus-Wolken„). Wenn Luftteilchen bei dem rasanten Aufstieg auseinandergerissen werden, können sich positiv und negativ geladene Luftmassen bilden. Die Entladung erzeugt den Blitz.

Blitz und Donner

Schwächere Vorentladungen bauen zunächst einen „Blitzkanal“ auf. Durch diesen Blitzkanal läuft dann die Hauptentladung, die nur etwa vier Tausendstel Sekunden (0,004 Sekunden) dauert. Der Blitz leuchtet jedoch viel länger. Denn in der Regel bleibt es aber nicht bei einer einzigen Entladung, oftmals sind es Hunderte oder sogar Tausende Entladungen, die als ein Blitz am Himmel erscheinen. Sie erhitzen die Luft bis auf 40.000° C, sodass sie förmlich explodiert. In unmittelbarer Nähe des Blitzes hört man das explosionsartige Krachen. Die Schallwellen flachen auf ihrem Weg durch die Atmosphäre immer mehr ab, sodass in mittlerer Entfernung das typische Donnern und in größerer Entfernung nur noch ein dumpfes Rollen hörbar ist. Wetterleuchten ist ein entferntes Gewitter, das nur noch zu sehen, aber nicht mehr zu hören ist. Die meisten Blitze bleiben übrigens in ihrer Wolke, nur wenige schaffen es eine Wolke weiter und noch weniger Blitze erreichen den Erdboden.

Gewitterböen

Die aufschießende Warmluft wendet in der Höhe und fällt mit ähnlicher Geschwindigkeit – noch innerhalb der Gewitterwolke – wieder zurück zu Boden. Von der Erdanziehung beschleunigt können orkanartige Gewitterböen auftreten. Merke: Eine Böe ist immer – nicht nur bei einem Gewitter – ein „Gruß von oben“.

Wärmegewitter

Jeder kennt das: Nach einigen schönen Sommertagen wird es schwül und bald entlädt sich ein heftiges Gewitter. Nicht selten bedeutet dies das Ende einer sommerlichen Schönwetterperiode. Solche Gewitter heißen Wärmegewitter. Sie entstehen über einem stark aufgeheizten Boden, wenn sich in der Höhe eine Kaltluftmasse über die warme Luft am Boden geschoben hat. Man spricht dann von einer labil geschichteten Atmosphäre. Sobald die aufsteigende Warmluft in die Kaltluftmasse über ihr gerät, beschleunigt sie ihren Aufstieg erheblich. Auf der Nord- und der Ostsee können sich keine Wärmegewitter entwickeln; das Wasser erwärmt sich hier nicht stark. Auf dem Mittelmeer hingegen wird im Spätsommer das Wasser warm genug, um Wärmegewitter entstehen zu lassen.

Gewitterhäufigkeit

Während in den Tropen beinahe täglich Gewitter auftreten, sind Gewitter in den Polargebieten äußerst selten. Dazu ist es dort zu kalt. Man sagt, die Gewitterhäufigkeit nimmt mit der Breite ab: je höher die geografische Breite (je näher an einem Pol ein Ort liegt), desto geringer die Zahl der Gewitter. So gibt es auf dem Mittelmeer deutlich mehr Gewitter als auf der Nord- oder der Ostsee.

Kaltfronten und Warmfronten

Mitteleuropa liegt in der planetarischen Frontalzone. In unseren Breiten stoßen polare Kaltluftmassen und subtropische Warmluft aufeinander. Wo Kaltluft die vor ihr befindliche Warmluft verdrängt, bildet sich eine Kaltfront. Wenn eine warme Luftmasse auf Kaltluft aufgleitet und die kalte Luft unter sich und vor sich herschiebt, spricht man von einer Warmfront. Warm- und Kaltfronten ziehen mit großen Tiefdruckgebieten über Nord- und Mitteleuropa hinweg. Weil das Mittelmeer von hohen Gebirgen umgeben ist, bleibt es vom ständigen Durchzug der Tiefs verschont.

Frontgewitter

Wenn eine rasch ziehende Kaltfront die Warmluft kilometerhoch aufwirbelt, können ebenfalls Gewitter entstehen. Die Front heißt dann Gewitterfront und diese Gewitter werden Frontgewitter genannt. Frontgewitter können sich in einer Art Kettenreaktion 100 km an der Front entlang entwickeln; das Gewittergebiet kann dabei bis zu 20 km breit werden. Weil warme Luft an einer Warmfront nur langsam aufgleitet, bilden sich an Warmfronten selten Gewitter – und wenn, dann sind sie schwächer. Auf der Nord- und der Ostsee kommen Frontgewitter vor. Sie sind an mächtigen, dunklen Cumulonimbuswolken gut zu erkennen.

Gewitterfront oder nicht?

Wenn sich auf See eine beängstigend dunkle Wolke nähert, muss man immer mit starken Böen und Regen rechnen – aber auch mit einem Gewitter, also mit Blitzen und plötzlich drehendem Wind? Falls vorhanden schalten Sie ein Radio auf Mittelwelle ein. Starke Störungen im Rundfunk deuten auf eine elektrisch geladene Atmosphäre, und damit auf ein Gewitter hin.

Auf Sturm vorbereiten

Stellen Sie sich auf schwere Böen ein; bereiten Sie Ihr Schiff und alle Personen an Bord auf Sturm vor. Rechnen Sie auf einem Segelboot mit plötzlich drehendem Wind. Gute Seemannschaft verlangt, für den schlechtesten Fall gewappnet zu sein. Studieren Sie die Seekarte sorgfältig, in welche Richtungen Sie gefahrlos ablaufen können. Die schwersten Böen treten im Hagelzentrum auf, das häufig im linken Teil einer näherkommenden Gewitterwolke liegt. Falls möglich, laufen Sie deshalb nach Steuerbord ab, sodass das Gewitter an der Backbordseite der Yacht bleibt.

Gefahr durch Blitzschlag

Ein Blitz gilt als bedrohlich, wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 10 Sekunden liegen; er ist dann weniger als drei Kilometer entfernt. Auch bei 10 bis 20 Sekunden Abstand zwischen Blitz und Donner ist die Lage noch gefährlich, weil Blitze einer Gewitterfront etwa 15 Kilometer weit vorauseilen können. Jedoch ist die Gefahr, dass eine Yacht auf See von einem Blitz getroffen wird, sehr gering, aber ausgeschlossen ist dies – insbesondere bei Segelyachten mit hohem Mast – nicht. Wenn Sie Ihr Schiff schützen wollen, finden Sie hier wichtige Informationen zum Blitzschutz auf Yachten.

Verhalten bei Gewitter

Obwohl ein Kunststoff- oder Holzboot kein Faradaykäfig ist, also keinen absoluten Schutz bieten kann, sind Menschen bei einem Gewitter unter Deck am sichersten aufgehoben. Wer an Deck bleiben muss, sollte Schuhe mit Gummisohle tragen und im geschützten Cockpit sitzen. Wenn ein Blitz einschlägt, geht er über den Mast und seine metallenen Verstagungen nach unten – davon möglichst großen Abstand halten. Keinesfalls während eines Gewitters an einer Ankerkette hantieren. Bei offenen Booten ohne Mast ist es am sichersten, sich in der Mitte des Bootes zu kauern – Füße zusammen und die Knie umklammern –, um eine Schrittspannung zu vermeiden und nicht der höchste Punkt zu sein. – Das gilt an allen exponierten Stellen im Freien. Der bekannte Spruch „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen“ ist ein lebensgefährlicher Ratschlag. Wenn ein Baum in der Nähe ist, dann mehrere Meter Abstand vom Stamm halten. Auch das Radfahren auf plattem Land ist bei Gewitter lebensgefährlich.

Niemals während eines Gewitters baden

Natürlich darf man bei Gewitter nicht baden. Blitzeinschläge in das Wasser wirken als elektrische Impulse über mehrere Kilometer, wobei Salzwasser den Strom noch besser als Süßwasser leitet. Weil die Muskeln über elektrische Impulse gesteuert werden, können sogar schwächste Ströme Schwimmbewegungen unmöglich machen oder einem Krampf auslösen.

Personenschäden durch Blitzunfall

In Deutschland werden schätzungsweise pro Jahr 30 bis 50 Menschen von einem Blitz getroffen. Trifft der Blitz einen Menschen direkt in den Kopf, so hat er keine Überlebenschancen. Bei indirektem Blitzschlag – wenn der Blitz z. B. über ein Stag oder Want, einen Baum, einen Sonnenschirm, ein elektrisches Gerät oder einen Golfschläger einen Menschen trifft – bestehen durchaus Überlebenschancen, weil dann nicht die volle Energie des Blitzes auf den Menschen übergeht. Dennoch leiden die meisten Opfer eines Blitzunfalls lebenslang unter den Folgeschäden.

Sachschäden durch Blitzschlag

Im Umfeld eines Blitzes können eine hohe statische Elektrizität und ein sehr starkes Magnetfeld entstehen. Die hohe statische Elektrizität kann zu Spannungsschäden an elektrischen Geräten führen. Daher sollen die Stecker herausgezogen und Antennen vom Funkgerät, Radio, GPS, Radar etc. getrennt werden. Ein sehr starkes Magnetfeld kann einen Magnetkompass unbrauchbar machen, aber auch Navigationsgeräte und Laptops beschädigen. Schutz davor bieten Metallgehäuse aus Eisenblech von mindestens 1 mm Wandstärke, die nach Möglichkeit geerdet sein sollten. Einen Laptop an Bord kann man während eines Gewitters notfalls auch im Backofen verstauen. Im Hafen sollte während eines Gewitters der Elektro-Landanschluss herausgezogen werden.